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Til Jørgson ist Fotograf und hat als Kameramann und Regisseur lange beim Fernsehen gearbeitet. Er war Soldat, Kellner, Lagerist, Expedient. Er hat in einem Fotolabor geschwitzt, war Mädchen für alles, Wachmann, Bilder- und Pixelschubser sowie IT-Techniker. Provisorische Bauten macht er mit Draht und Spuke, dauerhafte mit Holz und Leim. Er hat im Norden gewohnt, im Süden, er hat auch schon ganz im Norden gewohnt und ist im Westen aufgewachsen. Von Ghetto bis Gründerzeit, von Zelt bis Appartement, von protzig bis popelig, er hat schon alles durch. Er war Lehrling, Aushilfe, Hungerleider und Gutverdiener, leitender Angestellter und Bankrotteur. Til schreibt seit über zwanzig Jahren und ist Überzeugungstäter. Er will weder klischeeverseuchten Kitsch noch seelen- und einfallslose Erotik produzieren. Wie in der Straße von Messina. Skylla auf der einen und Charybdis auf der anderen Seite. Nach vielen Anläufen hat er jetzt mit der Reihe Glüxmomente das Ergebnis vorgelegt. Privat mag er Frauen, Frauenduft, Frauengeschmack, Filme, Bilder und Hunde. Die Hunde, damit er in Bewegung bleibt und die Frauen, damit Lust und Glückseligkeit in die Welt kommen. Seine Kinder sind Legion, wenn er auch nicht von allen weiß. Sein Liebesleben nennt er Recherche, seine Leidenschaft sind Bilder. Die Bilder, die er im Kopf der Leser erzeugt.
Seine Figuren sind mitten unter uns. Beauty-Queens mit makellosen Körpern, die Chefredakteurin sind und nebenher den Haushalt mit drei Kindern schmeißen, sucht man genauso vergebens wie den CEO und Milliardär, dem langweilig ist und deswegen seine Sekretärin auspeitschen will. Hier spielen ganz normale Leute mit. Leute, die man kennt und falls nicht, die man kennenlernen möchte.
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Das war jetzt der offizielle Teil. Sozusagen. Der, wo ich in der dritten Person vorgestellt werde. Was immer lustig klingt, besonders bei Autoren, die glauben, irgendjemand nähme es ihnen ab, dass jemand (aus dem Verlag) über sie in der dritten Person schreiben würde. Nun, das muss ich nicht. Welcher Verlag? Ich muss noch alles selbst verfassen. Demnach auch das, was oben steht. Hat natürlich den Vorteil, dass es – auch wenn es anders klingt – aus erster Hand kommt.
Es hält mich auch nicht vom Weiterschreiben ab, denn das sind Dinge, die ich verfasse, wenn ich darüber nachdenke, wie es weitergeht, oder wie ich es zu Papier bringe. Denn dass es weitergehen muss, ist unbestritten. Zu sehr sind mir Mailin, Hendrik, Jahzen und Shenmi ans Herz gewachsen. Sie begleiten mich Tag und Nacht auf Schritt und auf Tritt.

Apropos Nacht, falls es jemanden interessiert. Wenn ich schreibe, mache ich das morgens. Ich stehe zwischen drei und vier auf. Dann habe ich meine produktivste Zeit. Abends nach der Arbeit bin ich meist zu lustlos, auch wenn meine Arbeit nicht allzu sehr schlaucht. Trotzdem ist es für mich blöd, nach der Arbeit zu schreiben. Vorher hingegen läuft es meist rund. Das ist vielleicht noch ein Relikt von meinem Schwedenjob, wo ich mich nachts zwingen musste, wachzubleiben (was nie gelang). Da wachte ich oft um die Zeit auf und auf einmal flutschte es.
Selbst wenn das Wochenende da ist und ich den ganzen Tag zum Schreiben nutzen kann, kommt oftmals nicht mehr dabei heraus, als in den zwei bis drei Stunden morgens vor der Arbeit.

Wie sagte Harald Juhnke seinerzeit? Ein perfekter Tag ist, keine Termine zu haben und leicht einen sitzen. Unterschreibe ich. Falls ich also reich werde, dann sieht man mich vermutlich an einem skandinavischen See mit schmutzigen Fingernägeln und einem Bier in der Hand. Das Gerücht, dass man abends von Mückenschwärmen heimgesucht wird, stimmt übrigens. Also trinkt man am besten schon am frühen Nachmittag, damit man ins Bett darf, wenn es losgeht.
Wer sich wundert, nicht alle Schriftsteller mit einem Ø im Namen schreiben blutrünstige Krimis. Um jemanden umzubringen, liebe ich das Leben viel zu sehr. Und sind wir doch mal ehrlich, es gibt schon zu viele Krimis, wer soll die denn alle lesen? Gefühlt kommt aus jeder kleinen Ecke Deutschlands ein schrulliger Krimiheld mitsamt Lokalkolorit. Ich hatte auch mit dem Gedanken gespielt, aber mein Kommissar ist weg vom Fenster. Er hat nach der dritten Zeugin, die er gevögelt hat ein Disziplinarverfahren an den Hals bekommen und ist aus dem Beamtenstatus entlassen worden. Ich weiß gar nicht, was er heute macht. Vielleicht ist er Hausmann und mit seiner ehemaligen Assistentin zusammen? Hilft ihr bei den vertrackten Fällen (verbotenerweise) und vögelt natürlich immer noch alle Zeuginnen. Finn Randers heißt er und wohnt in Wiesbaden. Ist beim BKA.
Wenn mir irgendwann überhaupt nichts mehr einfällt, dann schreibe ich vielleicht an der Krimiserie weiter, die niemals über vier oder fünf Kapitel hinausgekommen ist. Vorerst jedenfalls nicht. Wenn neue Menschen entstehen, ist das viel angenehmer, als wenn andere Leute vor der Zeit abtreten müssen und ich dabei helfen soll. Bei mir ist es eher fruchtbar als furchtbar.

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